Das Erste Paar Socken

Ich bin in einer Familie aufgewachsen, wo sehr viel gehandarbeitet wird. Meine Oma hat früher sehr viel gestickt, Handtücher, Taschentücher, Decken und strickt noch heute. Mein Opa hat sehr viele Hardangerdecken angefertigt. Als vor ein paar Jahren meine kleinen Cousinen geboren wurden hat er Kleider, Pullover und Röcke für sie gehäkelt. Auch meine Mutter, meine Tanten und ich wurden von ihm mit Häkelkleidern ausgestattet. 10 Jahre lang hatten meine Großeltern ein Handarbeitsgeschäft. Ich fand es immer herrlich zwischen der ganzen Wolle lang zu gehen, dort die neuesten Farben auszupacken und einzuräumen. Meine Tante hat das Nähen für sich entdeckt. Seien es Taschen, von denen einige sehr ungewöhnlich aber fantastisch sind, Pullover oder Kleider. Genäht hat meine Mutter auch sehr viel. Sie ist früher auf Bärenmärkte gefahren um etwas zu verkaufen und hat meinem Bruder und mir Kleidung genäht. Sie filzt und spinnt gerne und das Häkeln und Stricken habe ich von ihr gelernt. Ich finde es faszinierend und unglaublich, dass sie trotz ihrer Fibromyalgie so viel kann und noch immer kleine Ohrringe häkelt.

Als ich noch in der Grundschule war, wollte ich unbedingt richtig stricken lernen. Weil ich keinen langweiligen Schal machen wollte, hat meine Mutter mir gezeigt wie man Socken strickt. Ich weiß noch ganz genau, dass ich mir knallige pink/schwarze Wolle ausgesucht habe. Als die ersten Runden geschafft waren ging es auch recht zügig voran. Bis so ein Paar Socken fertig ist dauert es ja seine Zeit, so dass ich die Geduld verloren habe. Nach einiger Zeit wollte ich etwas neues anfangen, aber meine Mutter war der Meinung ich müsse erst die Socken fertig stricken. Im Endeffekt hat es zwei Jahre gedauert, bis ich sie endlich fertig hatte. Ich habe so fest gestrickt, dass sie sogar alleine stehen konnten. Heute schaffe ich es ein Paar Socken innerhalb von einer Woche fertig zu stellen und sie sind bei meinem Bruder und meinen Freunden ein gern gesehenes und erbetenes Geschenk zum Geburtstag oder zu Weihnachten. Man sieht also:

Übung macht den Meister und zahlt sich aus!

Da kann die nichts für, das hat sie geerbt!

Hallo, mein Name ist Swantje, aber seitdem ich denken kann werde ich Pucki genannt. Ich bin 30 Jahre alt. Wann ich mit dem Handarbeiten angefangen habe, kann ich gar nicht sagen. Schon in der Grundschule, als die anderen Kinder ihre Luftmaschen geübt haben, saß ich da und habe für meinen Vater Topflappen gehäkelt. Natürlich war meine Lehrerin nicht begeistert, dass meine Mitschüler mit ihren Fragen zu mir gekommen sind, aber das hat mich nie gestört.

Mich hat es schon immer fasziniert, dass man nur mit Wolle und Nadeln etwas vollkommen Neues erschaffen kann. Es sind keine Grenzen gesetzt, seien es Socken, Accessoires, Pullover, Kleider, Figuren oder viel mehr. Ich probiere gern neue Sachen aus. Zur Zeit häkle oder stricke ich meistens, teilweise nähe ich auch oder knüpfe Armbänder. Das Spinnen habe ich ebenfalls bereits ausprobiert, aber leider ist die Zeit neben der Arbeit nur begrenzt vorhanden.

Seit vier Jahren bin ich jedes Jahr am Samstag vor dem ersten Advent in meinem Heimatdorf beim Adventsbasar dabei. Dort stelle ich meine Handarbeiten aus und verkaufe sie. Einmal kam eine ältere Dame total begeistert und ein wenig erstaunt an meinen Stand. Sie fragte mich ob ich dass alles selbst gemacht hätte. Als ich dies bejahte, fragt sie mich wie es denn komme, dass so ein junges Mädchen so gerne und viel handarbeite. Daraufhin sagte meine Mutter, die immer den Stand neben mir hat: “Da kann die nichts für, das hat sie geerbt!”